Als Gast in großen Podcasts: Wie du dadurch deine eigene Reichweite steigerst 💪
Jenny Jakobeit betreibt den größten deutschsprachigen Neuseeland-Podcast – und verrät uns ihre Reichweiten-Strategie.
Das hier ist BEIFAHRERSITZ, ein Newsletter darüber, wie es wirklich ist, einen eigenen Podcast zu machen. Spoiler: sehr holprig. Ihr wollt mitfahren? Dann einfach hier kostenlos einsteigen:
Durch Jenny Jakobeit hatte ich einen wahren Aha-Moment: Bekannte Menschen in den eigenen Podcast einladen bringt nicht immer was für eine nachhaltige Reichweitensteigerung. Klar, Fans der Person hören sich diese eine Folge dann vielleicht an (aber auch nur, wenn sie von der bekannten Person ordentlich beworben wird) – aber wieso sollten sie weitere Folgen hören? Darin kommt die Person dann ja nicht mehr vor.
(Mir selbst ist sowas nur einmal passiert, als Sophie Passmann 2018 im Podcast »WIMAF – Wiedersehen macht Freude« zu Gast war. Über Instagram hatte sie die Folge geteilt – also hab ich mal reingehört. Die Hosts Maria und Nilz Bokelberg waren mir damals direkt so sympathisch, dass ich dran geblieben bin. Ansonsten kann ich mich nicht erinnern, wann mir das mal passiert ist.)
Jenny Jakobeit verfolgt deswegen eine andere Strategie: Sie lädt sich selbst als Gast in Podcasts sein, die größer sind als ihrer. Die Idee dahinter: In anderen Podcasts bekommst du sehr viel Zeit, um neue Hörer*innen von dir und deiner Geschichte zu überzeugen – manchmal stundenlang. Wer dich als Gast mag, wird wahrscheinlich auch Hörer*in deines Podcasts. Und je größer der andere Podcast, desto größer der Reichweiten-Hebel.
»Holy Sheep – Neuseeland« (sehr schlau, das SEO-Schlagwort in den Titel zu integrieren!) ist der größte deutschsprachiger Neuseeland-Podcast. Jenny betreibt den Podcast zusammen mit ihrem Mann seit 2022 , die beiden haben ca. 10.000 Downloads im Monat.
Im Interview hat Jenny mir erzählt, wie sie es geschafft hat, als Gast in einigen großen Podcasts zu landen, wie sie sonst noch ihre Podcast-Reichweite steigert (zum Beispiel durch Werbetauschs mit anderen Indie-Podcaster*innen), wie sie selbst Gäste für ihren Podcast findet und wieso sie in einem Gewächshaus aufnimmt.
Interview mit Jenny Jakobeit von »Holy Sheep – Neuseeland«
Du hast mir mal erzählt, dass sich euer Podcast in den zwei Jahren verändert hat. Ihr habt angefangen mit einer Art Audio-Vlog und seid später zu Interviews gewechselt. Wie kam das?
Jenny: Der große Aufhänger war am Anfang: Wir sind eine deutsch-neuseeländische Familie und nach zehn gemeinsamen Jahren in Deutschland nach Neuseeland ausgewandert. Im Podcast haben wir das erste Jahr vor der Auswanderung erzählt und unsere Reise auf dem Landweg Richtung Neuseeland – was recht besonders war, weil wir drei kleine Kinder hatten und mit dem Zug vier Monate durch Osteuropa gefahren sind. Das haben wir als persönliche Reisegeschichte erzählt, so eine Live-dabei-auf-Reisen-Geschichte.
Als wir dann in Neuseeland angekommen sind, war mir relativ schnell klar, dass ich zum einen nicht jede Woche aus unserem privaten Leben berichten möchte, auch um meine Kinder zu schützen. Und zum anderen, dass ich mich nicht wie ein Reality-Star fühle, der jede Woche erzählen muss, wie es ihm persönlich geht. Unser Mehrwert war die Reise und das Auswandern. Das heißt, die Hörer interessieren sich zwangsläufig nicht mehr so viel dafür, was wir jetzt machen, sondern wollen Mehrwert durch andere Reisende und Auswanderer. Und da ich Redakteurin bin, hat sich das Interviewformat angeboten.
Um die Leute nicht zu verprellen, die sich für uns persönlich interessieren, haben wir unsere Quartalsberichte etabliert. Alle drei Monate erzählen wir aus unserem Leben. Und wir haben jetzt richtige Staffeln: die Auswanderer-Staffel, die Wander-Staffel, so dass die Hörer*innen alle Infos in einem haben.
Wie viele Staffeln habt ihr bisher? Macht ihr dazwischen eine Pause oder ist es ein durchgängiges Format?
Wir senden durch, einmal die Woche, jeden Freitag. Ich habe immer Angst, wenn ich aufhöre oder einmal in Sommerpause gehe, dass ich dann nicht mehr anfange. Wir hatten schon fünf Staffeln mit je fünf bis zehn Folgen.
Das ist ein total gutes Vorbild. Viele Leute denken, man kann eine Staffel nur machen, wenn man dazwischen eine Pause macht, wie bei einer Fernsehserie.
Ja, total. Jetzt sind wir gerade in Deutschland, da mache ich dann einfach zwischen den Staffeln so ein bisschen Life-Update: Wie ist der Kulturschock in Deutschland? Oder: Wie ist Deutschland nach zwei Jahren? Aber alles immer mit Mehrwert für den Hörer. Wir haben zum Beispiel einen Zwischenstopp in Bali gemacht. Dann schreibe ich nicht: So war unsere Bali-Reise. Sondern: Darum ist Bali der ideale Zwischenstopp für dich. Oder: Was musst du auf der Bali-Reise mit Kindern beachten?
Da hab ich ja auch in dem Newsletter mit den Social Media-Tipps drüber geschrieben, dass man immer outward-focused denken sollte. Nicht: Was hat das für mich bedeutet? Sondern was bedeutet das für den, der den Content konsumiert?
Am Anfang habe ich noch gedacht, da hören meine Freunde, meine Familie und meine Nachbarn zu. Irgendwann habe ich mir gedacht: Produzier die Folgen mal so, als hättest du schon eine Million Hörer. Dann fängst du an, anders zu erzählen – nicht, als würdest du nur deine Freunde ansprechen.
Ich hatte mir einfach 100 Firmen aufgeschrieben, die gut zu uns passen würden. Und tatsächlich hat von diesen 100 Firmen eine gesagt: »Ja, das machen wir.«
Du hast mal erzählt, dass du 100 Firmen als potenzielle Werbekunden angeschrieben hast.
Ich war so naiv und habe gedacht, wenn ich die Firmen selber anschreibe, dass ein kleiner Prozentsatz sagt: »Jenny, wir haben auf dich gewartet.« Das war natürlich nicht so. Ich hatte mir einfach 100 Firmen aufgeschrieben, die gut zu uns passen würden. Und tatsächlich hat von diesen 100 Firmen eine gesagt: »Ja, das machen wir.« Innerhalb von zwei Tagen hatten wir den Spot geschaltet. Bei den meisten anderen Firmen hat es nicht geklappt, weil ich ihnen erstmal Podcast-Werbung erklären musste.
Klappt das mittlerweile besser?
Ich will jetzt erstmal stabil die 10.000 Downloads im Monat halten und werde dann nochmal mit verschiedenen Vermarktern sprechen. Das habe ich zum Teil auch gemacht, aber ich finde den TKP aktuell viel zu niedrig. Ich werde nicht einfach für alles Werbung machen, nur um 80 Euro zu verdienen. Also habe ich gesagt, bevor ich jetzt Werbung habe, versuche ich erstmal mehr Reichweite zu generieren. Im Moment vor allem durch Werbetausch. Ich habe ganz gezielt andere Podcasts angefragt: Ich mache für euch 30 Sekunden Werbung in meinem Podcast und ihr macht für mich Werbung in eurem Podcast. Das habe ich jetzt in fast jeder Folge drin. Das hat wirklich die Reichweite gesteigert.
Und wie bist du da bei der Auswahl vorgegangen? Man sagt ja oft, dass sich die Podcasts nicht zu ähnlich sein dürfen, um sich nicht gegenseitig zu kannibalisieren.
Das glaube ich gar nicht. Ich habe keine Angst vor Konkurrenz – ich sehe alle als Kollegen. Ich habe mich aber auch als Gast in großen Reise- und Auswanderer-Podcasts gepitcht. Mein Ziel war immer: Die sollen sehr viel erfolgreicher sein als ich, ich will in die Top 5 der Reisecharts.
Aber die Pitches waren viel Arbeit. Ich habe denen nicht nur eine E-Mail geschrieben – die haben meine E-Mail geöffnet und das Interview, meine Geschichte war sozusagen schon fertig, die mussten eigentlich nur noch zugreifen. Da haben tatsächlich Zusagen geklappt, von denen ich am Anfang nie geträumt hätte. Man muss halt eine Geschichte bieten – jeder sucht ja eine Geschichte für seinen Podcast. Und da waren wir in relativ großen Podcasts zu Gast, stellenweise haben wir unsere Zahlen verdoppelt mit einem Interview.
Man muss halt eine Geschichte bieten – jeder sucht ja eine Geschichte für seinen Podcast. Und da waren wir in relativ großen Podcasts zu Gast, stellenweise haben wir unsere Zahlen verdoppelt mit einem Interview.
Wirst du oft nach Zahlen gefragt bei so einem Werbetausch?
Ja, denen schicke ich meine Zahlen rüber. Und ich sehe ja, wo sie in den Charts stehen oder wie viele Spotify-Bewertungen sie haben. Da weiß ich, die sind ungefähr so groß wie wir. Beim Tausch würde ich auch nie jemanden anfragen, der viel größer ist als ich.
Aber beim Pitch als Gast: Manchmal muss man auch ein bisschen out of the box denken. Unsere Geschichte war: Familie reist auf dem Landweg nach Neuseeland. Also hab ich beim Mama-Podcast »Hoppe, Hoppe, Scheitern« mit Evelyn Weigert angefragt. Da geht es natürlich sonst nicht ums Reisen, aber ums Elternsein. Da kriege ich vielleicht nicht unbedingt Hörer, die sich für Neuseeland interessieren, aber der Podcast spricht so viele Leute an, dass vielleicht doch ein paar hängen bleiben. Das war der erste große Schub. Als wir da im Podcast waren, haben sich die Zahlen verdoppelt. Aber es ist natürlich auch eine Überwindung, in so große Podcasts zu gehen – da geht dir der Arsch schon erstmal auf Grundeis.
Wie macht ihr das eigentlich bei euren eigenen Gästen? Kommen die mittlerweile auf euch zu oder fragt ihr die an?
Viele kommen auf uns zu. Wir nehmen alle unsere Interviews persönlich auf, wir machen nichts remote. Die Hochphase in Neuseeland ist so ein halbes Jahr, da greifen wir alle ab. Zumindest die Reisenden. Und ansonsten gucke ich, wenn wir jetzt gerade so eine Wander-Staffel oder eine Auswanderer-Staffel haben, auch auf Instagram und in Facebook-Gruppen nach guten Gästen. Es melden sich auch viele, wenn wir dazu im Podcast aufrufen oder Interview-Gäste empfehlen uns weiter.
Es ist ja auch schwierig, wenn man viele Privatpersonen interviewt. Die können ja nicht alle unbedingt gut sprechen oder gut eine Geschichte verkaufen. Wie machst du da die Qualitätskontrolle vorher?
Ich spreche kurz mit denen, aber nicht zu viel, damit die nicht alles schon erzählen. Und ich glaube tatsächlich, dass es nur auf die richtigen Fragen ankommt. Jeder und jede hat eine gute Geschichte. Und bei uns hat der Gast die Hoheit. Wir nehmen das Interview auf und gehen das Risiko ein, dass er danach sagt: »Ich will das nicht.« Was natürlich eine Katastrophe ist – hatten wir zweimal. Aber dadurch, dass ich sage, du kriegst das Interview danach und entscheidest, was drin bleibt und was nicht, haben die Gäste ein unglaubliches Vertrauen.
Und wenn ich merke, jemand hat jetzt wirklich nicht so viel Spannendes zu erzählen, dann stelle ich mehr so allgemeine Mehrwert-Fragen für die Hörer.
Ladet ihr die Gäste zu euch nach Hause ein oder wo nehmt ihr die Folgen auf?
Wir laden sie oft zu uns nach Hause ein. Wir haben unser Gewächshaus zu einem Podcaststudio umgebaut. Das ist natürlich immer noch ein normales Gewächshaus, komplett verglast – also eigentlich ungeeignet. Aber da sind im Sommer viele Pflanzen drin. Und ich hab drei Kinder. Wenn ich immer die ganze Familie aus dem Haus organisieren muss, wird das stressig. Seitdem wir im Gewächshaus aufnehmen, ist das irgendwie ein USP geworden. Es sieht erst mal optisch schön aus und für die Gäste ist es ein leichter Einstieg, wenn wir durch unseren Hühnergarten stapfen und dann sitzen die auf einem Heuballen.
Danke, liebe Jenny für das ehrliche Interview! Und an alle Leser*innen: Freut euch, denn ab sofort wird es regelmäßig Interviews mit Podcaster*innen in diesem Newsletter geben. ✌️
Hier geht’s zum Podcast »Holy Sheep – Neuseeland« und zum Instagram-Kanal.
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Daran hab ich die letzten Wochen als Co-Autorin gearbeitet: »So Long, Cohen. Beautiful Loser und Weltstar Leonard Cohen«. Seinen Namen kannte ich vorher schon – aber nicht seine Lebensgeschichte. Während der Arbeit an diesem Podcast hab ich oft gedacht: Wieso identifiziere ich mit einem Mann, der 90 geworden wäre? Hört doch mal rein! ❤️
Ich hab mich schon oft gefragt, wann es endlich mal Podcasts von fiktiven Charakteren gibt – es ist jetzt soweit! Martina Hill lässt ab sofort bei Podimo »Larissa in dein Ohr«.
»90s Babies« aufgepasst! Im gleichnamigen Podimo-Original reden Sandra Lambeck und Aylin de Silva über alles, was das echte Millennial-Life ausmacht.
In der »Kinderwunschsprechstunde« begleitet euch Gynäkologin und Reproduktionsmedizinerin Dr. Elena Leineweber durch die Kinderwunschzeit.
Dieser Late-Night-Talk heißt »OMG! Meine Mudder!« – aber das wissen die Gäste nicht. Donya Farahani überrascht sie damit, dass ihre Mutter plötzlich in der Tür steht.
Die Trailer der neusten Podcasts als Playlist zum Durchstöbern und Entdecken:
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Als Podcast-Produzent dachte ich bisher, ich wüsste schon Vieles zur Herausforderung eines erfolgreichen Format-Aufbaus. Nun bin ich seit ein paar Monaten selber Podcaster meines eigenen Formats und sehe nun, um wieviel größer die Herausforderungen sind, auf der grünen Wiese mit einem kleinen Indie-Podcast zu starten... Da ist dein Newsletter und gerade auch Interviews wie das mit Jenny wirklich Gold wert – und ermutigt enorm, wenn mal wieder Frust aufkommt ob des eigenen eher schleppenden Reichweitenaufbaus... ;)