Das erste Mal beim »Deutschen Podcast Preis« 🏆
Ich war am Donnerstag für euch bei DER Preisverleihung der deutschen Podcast-Branche.
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Letzte Woche Donnerstag, am 4. Juli (und meinem 32. Geburtstag), fand in Berlin zum fünften Mal der »Deutsche Podcast Preis« statt – und ich war zum ersten Mal dabei. Leider nicht, weil ich nominiert war (ich hatte mich in den Kategorien »Independent Podcast« und »Newcomer*in« beworben), sondern weil ich als Presse dort war, um für euch berichten zu können. Die Gewinner*innen findet ihr weiter unten – aber wer es geworden ist, habt ihr sicher schon mitbekommen. Ich war eher da, um zu erleben, wie so ein Podcastpreis abläuft, wie es ist, da zu sein. Denn leider ist der »Deutsche Podcast Preis« nicht öffentlich. Eingeladen wird nur, wer nominiert ist.
Ich hab mir sagen lassen, dass das bei Medien-Preisverleihungen normal ist – allerdings sind andere Medien auch nicht so demokratisch wie Podcasting. Im Journalismus z.B. gibt es noch immer ziemlich großes Gatekeeping – weswegen mir die Branche immer suspekt war und ist, selbst als ich Teil davon wurde (allerdings als Quereinsteigerin – eine Journalismusschule hätte ich mir niemals zugetraut, Gatekeeping eben). Beim Podcasting ist das anders. Die Branche ist im Vergleich noch neu (etwa 20 Jahre alt) und entwickelte sich aus der Indie-Szene heraus. Verlagshäuser und Medienunternehmen kamen erst später hinzu.
Natürlich bin ich froh, dass wir überhaupt einen »Deutschen Podcast Preis« haben und dass sich die Initiator*innen die Mühe machen (und das Geld ausgeben) ein Event zu organisieren. Trotzdem fühlt es sich für mich noch nicht ganz rund an. Auf der einen Seite ist es ein Branchen-Event – es sind eben viele Produktionen nominiert, an denen Medienunternehmen beteiligt sind. Auf der anderen Seite fehlt auch der ganzer Teil der Branche, der keine Nominierung bekommen hat. Und dann sind da noch die Indies, die sich fünf Nominierungen für alle Genres teilen müssen. (Ich würde ja so gerne einen Indie-Podcastpreis für Deutschland organisieren! Die Frage ist nur: Wer soll das finanzieren? Medienunternehmen haben natürlich eher weniger Interesse, wenn sie selbst nichts gewinnen können. Aber dann würde auch die Überschneidung zwischen Indies und Branche wegfallen – und ich glaube, alle würden davon profitieren, wenn es mehr Gelegenheiten für Überschneidung geben würde.)
Ich muss sagen, ich war etwas überrascht, weil ich mir die Preisverleihung in einem Saal mit Sitzplätzen vorgestellt hatte. Vielleicht wären Sitzplätze für alle auch nicht schlecht gewesen. Denn mit der Zeit wurde es während der Verleihung immer lauter. Das Publikum an den Stehtischen wollte scheinbar lieber miteinander quatschen als den Laudator*innen und Preisträger*innen zuzuhören. Dabei hatten sich die Moderatorinnen Aminata Belli und Lena Cassel schon größte Mühe gegeben, die Verleihung so knackig und lustig wie möglich zu gestalten (was ihnen auch sehr gelungen ist). Trotzdem war der Abend sehr schön! Ich hatte mehrmals während der Dankesreden Gänsehaut. 🥹
Der einzige Downer des Abends war für mich, als der Publikumspreis für »Beste Unterhaltung« an »Die Pochers!« ging. Dass ein Mensch, der vor allem in jüngster Vergangenheit nur noch mit menschenverachtendem Verhalten aufgefallen ist (der einseitige Rosenkrieg mit seiner Ex-Frau Amira, das Mobbing seines eigenen Publikums auf seiner Livetour und beim SWR Sommerfestival, seine »Bildschirmkontrolle«, die Sache mit Cora und Ralf Schumacher, just to name a few), mehr Stimmen bekommen hat als die Kaulitz-Brüder oder die »Drinnies« – das macht mir Angst. Wahrscheinlich hat er sich und uns einen Gefallen getan, dass er nicht zur Verleihung erschienen ist.
Achja, und dann ist da noch die Sache mit »Beste*r Newcomer*in« … der wurde Tommi Schmitt mit seinem neuen Podcast »Copa TS«. Ich glaube, diese Kategorie macht als Publikumspreis einfach keinen Sinn. Vor allem Newcomer*innen sollten doch eine Chance haben, auch wenn sie nicht vor Podcaststart schon eine riesige Reichweite haben, oder? 🙃
An alle Gewinner*innen: Herzlichen Glückwunsch! 🥳
JURY-PREIS:
Bestes Gespräch: »Telephobia – Dieser eine Anruf«
Bestes Skript: »Teurer Wohnen«
Beste Innovation: »Billion Dollar Apes – Kunst, Gier, NFTs«
Beste Audio-Produktion: »Scambit: Schach, Hype und Millionen«
Beste journalistische Leistung: »Boys Club – Macht & Missbrauch bei Axel Springer«
Bester Independent-Podcast: »Wild & Fremd – Entdecker und ihre Geschichten«
PUBLIKUMSPREIS:
Bester Ratgeber: »Der Kids.Doc – Mehr Gesundheit für dein Kind«
Beste Information: »Lage der Nation«
Beste Spannung: »Mord auf Ex«
Beste*r Newcomer*in: »Copa TS«
Beste Unterhaltung: »Die Pochers! Frisch recycelt«
Wiedergaben der letzten Folge: *Sommerpause*
Gesamtwiedergaben: 6.863 (Spotify for Podcasters) + 26.329 (Acast) ⇧ +303
Größe des Publikums in den letzten 7 Tagen: 95 ⇩ -428
Follower*innen auf Spotify: 815 ⇧ +3
Follower*innen auf Apple Podcasts: 103 ⇩ -1
Werbeeinnahmen durch Ads in den letzten 7 Tagen: 0,93 € ⇩ -2,37 €
Follower*innen auf Instagram: 210
🎥 Auf Spotify gibt es mittlerweile 250.000 Video-Podcasts, 2023 waren es noch 100.000. 70 % der Konsument*innen schauen die Video-Podcasts aktiv, also nicht nur im Hintergrund.
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💸 Die Hosting-Plattform Libsyn veröffentlicht TKP-Raten (also wie viel Werbekunden an Podcasts bezahlen, um 1000 Kontakte zu erreichen). Im Juni gab es die höchten TKPs in den Genres Technologie ($29), Business ($24) und Bildung ($24). Soweit ich weiß, liegen die TKPs für Podcast-Ads in Deutschland etwas weiter oben – in den USA ist die Werbeform etablierter und deswegen günstiger geworden.
🗓️ Vom 18. bis 24. September findet das »Poddifest« mit Live-Podcasts statt, darunter »Lampenfieber«, »Im Prinzip clever« und »Das Ziel ist im Weg«.
🔍 Im Winter soll »Posuma«, eine neue Podcast-Suchmaschine launchen.
Zwölf Polizisten, sechs Schüsse, ein toter Schwarzer Jugendlicher: »Mouhamed Dramé – Wenn die Polizei tötet« beleuchtet, was im August 2022 in Dortmund passiert ist (produziert von WDR Lokalzeit)
Ist es ein Zufall, dass an meinem Geburtstag ein neuer Podcast über nostalgische Internetkultur gestartet ist? Ich glaube nicht! »Browser History« (produziert von Kugel und Niere für Podimo)
»Shortcut – Schneller mehr verstehen« erklärt Montag bis Freitag ein wichtiges Thema kurz und verständlich (produziert vom SPIEGEL)
In dem kleinen Indie-Podcast »Wild!« geht Lucile Gagnière jeden Monat mit Naturexpert*innen spazieren und nimmt uns mit
Am 12. Juli startet »130 Liter – Streit um unser Trinkwasser« – 130 Liter Trinkwasser verbrauchen die Deutschen im Durchschnitt täglich (produziert von Deutschlandfunk)
Die Trailer der neusten Podcasts als Playlist zum Durchstöbern und Entdecken:
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