Für wen mach ich das alles eigentlich?
Ich hab einen Tipp vom »All Ears« ausprobiert, weil ich mal wieder in einer Podcast-Sinnkrise feststecke. Und ich hab einen Weg gefunden, meine innere Kritikerin mal kurz zum Schweigen zu bringen.
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Ich weiß nicht, ob das so ein Podcast-Ding ist, oder ob man das in anderen Jobs auch hat, aber ich denke mindestens einmal die Woche: Für wen mach ich das alles eigentlich? Gefolgt von einer Sinnkrise, ob es überhaupt jemandem auffallen würde, wenn ich es einfach lasse. Ich kämpfe im Moment wieder so krass mit meiner inneren Hochstaplerin – jedes Mal, wenn ich das Skript für meine neue Folge schreibe, könnte ich heulen, weil ich alles daran hasse. Das kostet wahnsinnig viel Energie.
Letzte Woche war ich irgendwann so ausgelaugt, dass ich dachte: Probiere ich doch mal einen Tipp aus, den Jordan Newman, Head of Content Partnerships bei Spotify, auf dem »All Ears« gegeben hat: Wenn man es mal nicht schafft, eine neue Folge zu veröffentlichen, lieber eine alte re-uploaden und als solche markieren, als gar keine hochzuladen.
Klingt ja erstmal so, als wäre es gar keine Arbeit, aber es ist gar nicht so leicht, eine geeignete Folge zu finden:
Sie muss alt sein, darf aber nicht so alt sein, dass sie nicht mehr relevant ist.
Es sollten keine konkreten Zeitangaben (gestern, letzte Woche) darin vorkommen.
Ich sollte nicht irgendwo sagen, wie alt ich bin, wenn ich nicht mehr so alt bin.
Es sollte keine der ersten Folgen sein, denn viele neue Hörer*innen fangen vorne an – besser ist eine aus der Mitte, es soll ja für möglichst viele eine Folge sein, die sie noch nicht gehört haben.
Ich muss mich mit dem, was ich darin sage, immer noch identifizieren können.
Ich habe mich letztendlich für Folge 19 entschieden: »Halten wir unsere eigenen Gedanken nicht mehr aus?« Ich recherchiere grad sowieso viel zu dem Thema Dopamin und will noch eine Folge dazu machen – da passt das ganz gut.
Aber wie kennzeichne ich die Folge als »alt«, ohne die Hörer*innen damit abzuschrecken? Wie machen andere das? Da ist mir eingefallen, dass »Hotel Matze« regelmäßig in den Pausen vergangene Interviews neu hochlädt als »Wiederhören im Hotel Matze« inklusive Vermerk auf dem Cover und Jahreszahl in Klammern.
Was für einen netten Ausdruck könnte ich der Folge voranstellen? Mein Thema ist ja das Auto (wie ihr unschwer am Branding dieses Newsletters sehen könnt), denn mein Podcast heißt »Sind wir endlich da?«. Also hab ich mich für »Extrarunde« entschieden. Find ich süß 🤓
Bei mir kommt erschwerend noch dazu, dass ich seit Folge 42 ein neues Intro habe. Ich hab die Post-Produktion von Folge 19 also nochmal von vorne betrieben, neue Musik eingebaut und die Pausen anders gesetzt. Akustisch klingt die Folge damit neu – nur der Inhalt ist eben derselbe.
In der Folge selbst habe ich keinen Hinweis darauf gegeben, dass die Folge alt ist, sondern nur in den Shownotes:
Ich wollte die Hörer*innen nicht mit einem Hinweis am Anfang der Folge abschrecken – und am Ende der Folge macht auch nicht so viel Sinn. Entweder es fällt den Leuten mittendrin auf, dass sie den Inhalt schon kennen oder eben nicht.
Im heutigen Zählerstand (unten) könnt ihr sehen, dass die Folge jetzt kein Kassenschlager war, aber auch nicht übermäßig schlecht performt hat. Negatives Feedback von den Hörer*innen gab es auch nicht, eigentlich gar kein Feedback 😅 Ich bekomme generell eher selten Nachrichten (sowohl beim Podcast als auch bei diesem Newsletter). Das könnte auch einer der Gründe sein, warum ich so oft an mir selbst zweifle. Man sendet die meiste Zeit einfach in ein schwarzes Loch.
Um meine größte Kritikerin (mich selbst) zum Schweigen zu bringen (oder zumindest ein bisschen leiser zu drehen) hab ich mir eine Collage zusammengestellt mit allem Feedback, das ich seit Start meines Podcasts bekommen hab. Das schaue ich mir jetzt jedes Mal an, wenn ich mal wieder verzweifle und denk: Für wen mach ich das alles eigentlich? Für diese Menschen da draußen, denen meine Gedanken etwas bedeuten (was ich eigentlich kaum glauben kann 🥹):
Das ist vielleicht ein bisschen cringe, aber ich häng mir diese Collage jetzt über meinen Schreibtisch, damit ich jeden Tag drauf gucken kann. Und wenn ich das nächste Mal einen tollen neuen Podcast (oder irgendwas anderes) entdecke, dann werd ich auch eine Nachricht schreiben. Denn ich weiß, dass es manchmal nur eine Nachricht braucht, um jemanden aus einer Sinnkrise zu befreien. (Bei mir war es die Nachricht unten rechts, die hab ich heute Morgen in meinen Instagram-DMs gefunden.) 🙃
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Wiedergaben der letzten Folge: 460 ⇩ -21
Gesamtwiedergaben: 6.833 (Spotify for Podcasters) + 20.494 (Acast) ⇧ +812
Größe des Publikums in den letzten 7 Tagen: 546 ⇩ -60
Follower*innen auf Spotify: 791 ⇧ +3
Follower*innen auf Apple Podcasts: 102 ⇧ +1
Werbeeinnahmen durch Ads in den letzten 7 Tagen: 0,60 € ⇩ -0,38 €
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