To Podcast-Sommerpause or not to Podcast-Sommerpause? 🌞
Jedes Jahr dieselbe Frage, die Podcaster*innen beschäftigt: Sollte ich eine Sommerpause machen?
Das hier ist BEIFAHRERSITZ, ein Newsletter darüber, wie es wirklich ist, einen eigenen Podcast zu machen. Spoiler: sehr holprig. Ihr wollt mitfahren? Dann einfach hier kostenlos einsteigen:
Einfach mal Pause machen. Für ein paar Wochen mal nicht denken: »Scheiße, ich hab noch keine neue Folge für morgen!« Da liegt die Frage nahe: Sollte ich eine Podcast-Sommerpause machen?
Was für eine Podcast-Sommerpause spricht:
Es heißt, im Sommer hören die Leute weniger Podcasts. Dafür gibts verschiedene Theorien: Sie sind im Urlaub, brechen dadurch mit ihren (Podcast-)Routinen oder haben einfach bessere Dinge zu tun. Das »Sommerloch« gibt’s ja auch in anderen Medien.
Jordan Newman, Head of Content Partnerships bei Spotify, hat in seiner Keynote auf dem »All Ears« empfohlen: Eventiulize your podcast! Also: Finde möglichst viele Anlässe / Events, die du öffentlich kommunizieren kannst, z.B. eine neue Staffel, selbst wenn dein Podcast gar keine klassischen Staffeln mit Pausen dazwischen hat. Heißt auch: Nach einer Sommerpause kannst du schön groß ankündigen, dass es wieder weitergeht (vielleicht auch als »neue Staffel«).
Manchmal braucht man auch einfach eine Pause! 🪫
Was gegen eine Podcast-Sommerpause spricht:
Wenn die großen Podcasts Sommerpause machen, suchen viele Hörer*innen nach neuen Podcasts. Eigentlich eine super Chance für ein paar Monate nicht mit Jan, Olli und Co. konkurrieren zu müssen. Manche Podcasts wie »Zum Scheitern verurteilt« machen im Sommer sogar Extra-Folgen und kommunizieren das auch à la »Alle gehen in Sommerpause – aber wir sind für euch da!«
Wer für ein paar Wochen oder Monate verschwindet, kann schnell auch vom Radar der Hörer*innen verschwinden. Podcasts hören hat viel mit Routinen zu tun. Wenn der Podcast, den man immer montags hört, wegfällt und man dann einen neuen findet, der montags erscheint und keine Sommerpause macht, kehrt man vielleicht nicht wieder zurück.
Schaut man sich die Podcast-Statistiken von der Hosting-Plattform Buzzsprout an, fällt auf: In den Sommermonaten (vor allem Juli und August) werden verhältnismäßig weniger neue Podcastfolgen veröffentlicht. (Fun Fact: Im Februar werden scheinbar die meisten neuen Podcasts gelauncht. In jedem Jahr gibt es in der Statistik einen Peak an aktiven Podcasts in dem Monat. Meinen Podcast hab ich auch im Februar gestartet. Ist vielleicht so ein Neujahrsvorsatz-Ding?) Auch im Dezember gibt es immer besonders wenig neue Folgen wegen der Feiertage – viele Podcaster*innen machen also auch eine Winterpause.
Schaut man sich die Downloadzahlen für die ersten sieben Tage nach Veröffentlichung an, fällt allerdings auf: Es werden im Juli und August doch ganz schön viel Podcasts gehört! Vielleicht ist das Sommerloch also gar nicht so groß, wie immer alle sagen …
Die Podcast-Beraterin Ana Xavier hat letztes Jahr in ihrem Podcast »The Podcast Space« darüber gesprochen, wie sich ein fünfwöchiges Sabbatical im Sommer auf ihr Business ausgewirkt hat. Sie hatte im Vorfeld ihre Hörer*innen bei Instagram gefragt, wie sie den August (der Monat, in dem sie weg sein wollte) verbringen – die meisten würden arbeiten. Daher wusste sie, dass sie auch im Sommer die Strategie-Tipps aus ihrem Podcast brauchen würden. Also bereitete sie fünf Folgen vor. Normalerweise nimmt sie die mit Video auf, für das Sabbatical entschied sie sich den weniger aufwendigen Weg zu nehmen und Audio-only zu produzieren.
Während ihrer Pause erreichte ihr Podcast zum ersten Mal die Top 15 in Portugal und Schweden. Sie glaubt, dass es daran liegen könnte, dass in der Zeit viele große Podcasts in der Sommerpause waren.
Spannend ist auch, was währenddessen auf Social Media passiert ist. Ana hatte zu jeder Folge einen Post vorgeplant, der automatisch online gegangen ist. Die Methode nennt sie »Post and Ghost« – man postet etwas, aber interagiert nicht mit den Follower*innen, weil man eigentlich offline ist. Dadurch wurde ihre Reichweite immer kleiner, vermutlich vom Algorithmus abgestraft, weil kein Engagement mit der Community. Diese Methode empfiehlt sie nicht und würde nächstes Mal einfach einen Post vorbereiten, der ankündigt, dass für die nächsten fünf Wochen nichts kommt.
(By the way: Der »1200% download increase« im Titel ist ein bisschen Clickbait. In der Folge erklärt sie, dass der Anstieg ihrer Downloads wahrscheinlich durch Bots entstanden ist, ganz genau weiß sie es auch nicht. Es hatte also nichts mit dem Podcast-Sabbatical zu tun.)
Podcast-Expertin Arielle Nissenblatt spricht in einem Gastbeitrag beim Newsletter »Podcast Marketing Magic« über feed warmer campaigns, also Content, der in einem Podcast-Feed veröffentlicht wird, während der Podcast gerade Pause macht, z.B. im Sommer oder zwischen zwei Staffeln. Dafür eigenen sich sehr gut Kollaboration mit anderen Podcasts. Man kann zum Beispiel Folgen des anderen Podcasts in seinem Feed ausspielen (am besten mit einem persönlichen Intro, das erklärt, was hier gerade los ist) und andersrum. Wichtig ist dabei allerdings, dass der andere Podcast perfekt zur eigenen Hörer*innenschaft passt – sonst verprellt man sie. Aber ich find’s eine super Idee!
Und was mach ich jetzt? Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Ich könnte schon eine Pause gebrauchen – aber ich kenn mich auch. Ich hab (mehr oder weniger unfreiwillig) schon mal eine sechswöchige Podcast-Pause gemacht und es in der Zeit trotzdem nicht geschafft, endlich mal ein paar Folgen vorzuproduzieren oder eine gescheite Social Media-Strategie umzusetzen. 🤡
Aber ich versuche ja gerade meinen gestörten Dopamin-Haushalt und damit hoffentlich mal Leben wieder in den Griff zu kriegen. Passend dazu die Folge von letzter Woche:
💔 Letzte Woche ist die (vorerst) letzte Ausgabe des Podcast-Newsletters MIXDOWN erschienen – das hat mir ein bisschen das Herz gebrochen. Auch wenn ich schon seit anderthalb Jahren nicht mehr Teil des Podstars-Teams bin, hat es sich doch immer noch wie mein Baby angefühlt.
🏆 Die Nominierungen für die Jury- und Publikumskategorien des Deutschen Podcastpreis sind raus. Herzlichen Glückwunsch an alle Nominierten! (Aber nächstes Jahr brauchen wir echt mehr Platz für Indie-Podcasts, oder?)
📍 Am 8. November veranstalten BosePark und Studio Noix zum ersten Mal die Podcast-Convention »CastCon« in Hanau. Die Early Bird-Tickets gibt es für 199 Euro.
🎙️ Maria Lorenz-Bokelberg (Gründerin Pool Artists) war zu Gast in »Jeannes Varieté« – ein ganz toller, experimenteller Podcast für »feministischen Optimismus« von Jeanne Drach (Gründerin OH WOW Podcasts).
Wiedergaben der letzten Folge: 485 ⇩ -12
Gesamtwiedergaben: 6.856 (Spotify for Podcasters) + 23.900 (Acast) ⇧ +835
Größe des Publikums in den letzten 7 Tagen: 588 ⇩ -5
Follower*innen auf Spotify: 803 ⇧ +5
Follower*innen auf Apple Podcasts: 101 ⇨ 0
Werbeeinnahmen durch Ads in den letzten 7 Tagen: 0,36 € ⇩ -0,13 €
Hier habt ihr ab sofort die Möglichkeit zu parken, z.B. mit Stellenanzeigen, Dienstleistungen oder Angeboten – aber natürlich nur, wenn es mit Podcasts zu tun hat. Schreibt einfach an hallo@beifahrersitz.online.