Wer kreativ arbeiten will, muss sich selbst verkaufen können 🥲
Ähm, eventuell hab ich heute ein bisschen zu doll meinen Frust über die Podcast-Branche rausgelassen. Aber zum Schluss wird's positiv – versprochen!
Das hier ist BEIFAHRERSITZ, ein Newsletter darüber, wie es wirklich ist, einen eigenen Podcast zu machen. Spoiler: sehr holprig. Ihr wollt mitfahren? Dann einfach hier kostenlos einsteigen:
Es gibt so Sachen, die weiß man eigentlich. Aber wenn man sie dann in den Worten eines anderen hört, denkt man plötzlich: »JA, GENAU!« So ging es mir, als ich den Artikel »Everyone’s a sellout now« bei Vox.com gelesen hab. Im Grunde geht es darum: Wer heutzutage mit einer kreativen Tätigkeit Geld verdienen will, muss nicht nur gut in dieser kreativen Tätigkeit sein – nein, er/sie muss sich auch noch gut verkaufen können.
Problem: Ich bin scheiße darin, mich zu verkaufen. 🫠 Das ist schon als Freelancerin eher ungünstig. Als Mensch, der träumt, eines Tages von meinem Podcast und diesem Newsletter leben zu können, kommt das einem Todesurteil gleich. Aber wie soll man sich und die eigene Arbeit auch anpreisen, wenn man sich die ganze Zeit wie die größte Hochstaplerin fühlt? Es fällt mir schon schwer, jede Woche auf »Folge hochladen« und »Newsletter abschicken« zu drücken, weil ich jedes Mal denke: Who cares?! Danach auch noch Werbung machen für die mittelmäßigen Ergüsse meiner Gedanken? Hmm, weiß ich nich, Digga. (Das ist allerdings ein ganz anderes Thema und werde ich ab jetzt angehen – stay also tuned für Anti-Imposter-Tipps!)
Zurück zum Vox-Artikel: Darin geht es vor allem um die Buch- und Musik-Branche – viele der Erkenntnisse lassen sich aber 1:1 auf die Podcast-Branche übertragen. Zum Beispiel: Wer keine Reichweite hat, bekommt keinen Vertrag. Ich hab’s immer wieder selbst erlebt, dass bei der Frage nach Hosts für neue Podcasts vor allem die Followerzahl entscheidend war. Unternehmen können und/oder wollen es sich nicht mehr leisten, Talents selbst aufzubauen. Der Podcast soll am besten direkt in die Charts, muss sich sofort rentieren, also muss wer mit Reichweite her.
Das Problem ist nur: Es bringen auch keine 100.000 Follower was, wenn sich die Hosts nicht krass mit dem Podcast identifizieren, voll für das Projekt brennen. Denn dann werden sie nur das machen, was im Vertrag steht. (Was vollkommen verständlich ist.) Und wenn da steht »eine Story-Slide«, dann gibt’s eben eine Story-Slide, in der erwähnt wird, dass man da jetzt so einen Podcast moderiert hat. Das bringt so gut wie gar nichts für die Downloadzahlen.
Das Gleiche bei Pitches: Du hast keine Reichweite? Dann brauchst du gar nicht erst pitchen mit deiner Podcast-Idee. (Außer du willst nicht selbst Host sein, sondern kennst einen Promi, der das macht, haha.) Klar, es gibt immer Ausnahmen und ich will hier niemanden entmutigen. Die Podcast-Branche braucht mehr kreative Pitches – egal von wem! Es geht mir mehr darum, dass die Unternehmen umdenken müssen. Seit Jahren beten wir alle vor: Podcasting ist ein Marathon, kein Sprint! Trotzdem soll alles direkt super erfolgreich werden. Am besten auch, ohne selbst Marketingbudget in das Projekt zu buttern.
Ähnlich ist es in der Buch- und Musik-Branche, schreibt Vox. Das, was früher die Aufgabe von Verlagen und Labels war – vor allem das Marketing – wird heute auf die Autor*innen und Künstler*innen abgewälzt. Früher konnten die Leute noch einfach ihre Kunst machen, heute müssen sie auch noch Social Media-Genies sein. Denn neue Bücher, Songs oder Podcasts werden heute nicht mehr über Rezensionen in Magazinen oder in TV-Spots gefunden, sondern auf TikTok, Instagram und YouTube. Und aus dem Teufelskreis kommst du nie wieder raus: »Even when you land the record deal or have a few hit songs, you’re still stuck on the treadmill of constant self-promotion.« Sogar eine Taylor Swift.
Im Podcasting gibt es ja keine klassischen Labels oder Verlage – und doch irgendwie schon. Plattformen und Medienhäuser müssten eigentlich das Geld haben, um gute Ideen und kleine Podcasts groß zu machen. Eigentlich. Aber sogar Spotify zieht sich immer mehr aus dem Geschäft mit Original- und Exclusive-Podcasts zurück. Nur noch die Verträge mit den ganz großen Fischen sind übrig geblieben.
Ich weiß, als Indie-Podcaster*in denkt man da schnell: Wo soll das alles hinführen? Macht meine Arbeit überhaupt Sinn? Sollte ich’s nicht lieber gleich sein lassen? Ich denk dann immer daran, dass viele der Podcaster*innen, die sich da oben in den Charts rumtummeln, auch mal (mehr oder weniger) Nobodys waren. Selbst die ganzen großen Influencer*innen. Irgendwann ist jeder mal bei Null angefangen. Ja, manchmal fühlt es sich so an, als wär man zu spät dran, die fetten Jahre sind vorbei und so. Aber wie heißt es doch so schön: Die beste Zeit zum Starten war gestern – die zweitbeste ist jetzt! 🙃
💡 Vielleicht ist es euch auch schon aufgefallen: In Podcasts, die bei Acast gehostet werden (so wie ich), kann man jetzt auch Werbspots für z.B. Hello Fresh von bekannten Hosts wie den »Drinnies« hören, obwohl es gar nicht ihr Podcast ist. Das nennt sich »Sponsorship Plus« und schafft auch für kleinere Podcasts eine ganz neue Möglichkeit, Werbung zu schalten.
📣 Podstars by OMR (mein ehemaliger Arbeitgeber) sucht eine*n Redakteur*in für den MIXDOWN-Newsletter und Blog. (Ja, ist im Grunde mein alter Job, haha.)
📣 Die Podcast-Einheit von BR24 Radio / Audio sucht eine Assistenz für 19,25 Stunden pro Woche in München.
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Wiedergaben der letzten Folge: 481 ⇩ -9
Gesamtwiedergaben: 6.833 (Spotify for Podcasters) + 19.682 (Acast) ⇧ +1.018
Größe des Publikums in den letzten 7 Tagen: 606 ⇩ -28
Follower*innen auf Spotify: 788 ⇧ +7
Follower*innen auf Apple Podcasts: 101 ⇧ +3
Werbeeinnahmen durch Ads in den letzten 7 Tagen: 0,98 € ⇩ -0,14 €
Hier habt ihr ab sofort die Möglichkeit zu parken, z.B. mit Stellenanzeigen, Dienstleistungen oder Angeboten – aber natürlich nur, wenn es mit Podcasts zu tun hat. Schreibt einfach an hallo@beifahrersitz.online.
Ein Podcast fällt auf, wenn er anders ist. Brich daher mit den für deine Branche gewohnten Erzählstrukturen, veröffentliche den dreistündigen Deep-Dive, wenn alle kürzer werden oder investiere dein Marketing-Budget in deine Hörer*innen anstelle von Meta. Experimentiere mit kreativen Ideen, die dich von allen anderen abheben.