Wie man Live-Podcasts auch ohne riesige Reichweite veranstalten kann
Daria Suvorova veranstaltet mit »Women Authors of Achievement« seit anderthalb Jahren Live-Podcasts und hat damit eine erfolgreiche Marke aufgebaut.
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Es müsste das allererste All Ears – also 2022 – gewesen sein, als mich Daria Suvorova angesprochen und mir von ihrem Podcast »Women Authors of Achievement« erzählt hat, den es seit Februar 2021 gibt. Damals habe ich noch bei Podstars gearbeitet und den täglichen Podcast-Newsletter MIXDOWN geschrieben. Nach unserem Treffen hat sie mich immer wieder per Mail über ihren Podcast auf dem Laufenden gehalten – eine Beharrlichkeit, die ich schon immer sehr bewundert habe. Wie wichtig diese Eigenschaft ist, hat mir Daria auch erzählt, als ich sie digital zum Interview getroffen habe. Und ich wollte unbedingt wissen, wie sie es schafft, so tolle Podcast-Events zu veranstalten – ohne riesige Reichweite.
Wie toll ihre Events sind, konnte ich im Juni selbst erleben, als mich Daria zu ihrem Live-Podcast in Hamburg eingeladen hat. (Vielleicht findet ihr mich auf einem der Fotos unten. 😁) Ich war beeindruckt, wie professionell und rund das Ganze war. In einem Pop Up-Store konnten wir Hörer*innen Produkte von White Label Project (die zusammen mit Daria das Event organisiert hatten) und Sevar Studios (dem Schmucklabel ihres Podcast-Gastes Hila Limar) kaufen, es gab kostenlose Drinks und Snacks – und Goodie Bags, die locker mit jedem Presse-Event, auf dem ich als Journalistin je war, mithalten konnten.
Interview mit Daria Suvorova von »Women Authors of Achievement«
Wie würdest du »Women Authors of Achievement« für Leute beschreiben, die den Podcast noch nie gehört haben?
Daria: Für mich ist es in erster Linie ein Ort, an dem man echte Geschichten hören kann – sehr persönliche Geschichten von Frauen, die Autorinnen ihres eigenen Lebens sind. Und die Geschichten dieser sehr unterschiedlichen Frauen sind inspirierend, man denkt: »Wow, das will ich auch mal ausprobieren!« Oder: »Ich will das tun, was sie tut.« Ich hoffe zumindest, dass es das bei den Hörer*innen auslöst.
Wie schaffst du es, neben deinem Vollzeitjob bei Klarna noch einen Podcast zu machen?
Ich habe keine Ahnung. Es gibt hinter den Kulissen so viel zu tun – aber ich versuche, mich selbst in den stressigsten Situationen nicht überwältigen zu lassen, sondern mich auf die wichtigsten Dinge zu konzentrieren. Auch bei meinem Vollzeitjob. Und ich wende oft das Pareto-Prinzip an, das besagt: 80% der Ergebnisse kann man mit nur 20% des Aufwands erreichen. Ich versuche nicht zu perfektionistisch zu sein. Wenn ich in einer Woche oder an einem Tag nur x Stunden Zeit habe, frage ich mich: Was ist gerade das Wichtigste für den Podcast? Was bringt gerade am meisten? Es geht wirklich darum, Prioritäten zu setzen. Und um ehrlich zu sein, bin ich sehr dankbar für diese Erfahrung, weil ich so nicht zu einer Person geworden bin, die tausend Projekte anfängt und nichts zu Ende bringt. Ich habe das Gefühl, wenn ich nur meinen Vollzeitjob gehabt und dann später einen Podcast gestartet hätte, hätte ich viele unnötige Sachen ausprobiert.
Wann hast du mit den Live-Podcasts angefangen?
Das war eine sehr spontane Entscheidung und wahrscheinlich eine der besten, die ich je getroffen habe. Das hat die Marke und den Podcast gestärkt. Ich hatte Bedenken, einen Live-Podcast zu machen, weil ich dachte, dass ich dafür keine Zeit habe. Im März 2023 kam dann jemand auf mich zu, Tim Seifert von Friends of Friends. Er hat eine Location und meinte: »Dari, du hast so einen coolen Podcast, so eine tolle Marke – wenn du jemals was bei uns veranstalten willst, sag Bescheid.« Das war das erste Mal, dass mich eine Location eingeladen hat. Mittlerweile sind es so viele in ganz Berlin – ich kann mir aussuchen, wo ich hin will.
Aber am Anfang hatte ich richtig Angst: Was soll ich machen? Wo finde ich Sponsoren? Werden überhaupt Leute kommen? Zum Glück kamen dann eine Menge Leute – etwa 200 – volles Haus. Wir haben damals so eine Art Podiumsdiskussion gemacht, weil ich noch keine Ausrüstung für einen Live-Podcast hatte. Das ist auch sowas: Immer wenn es etwas gibt, das noch nicht da ist, versuche ich, eine Möglichkeit zu finden, es trotzdem zu machen. Irgendwann habe ich dann immer mehr und mehr veranstaltet. Mittlerweile habe ich eine Checkliste für meine Live-Podcasts. Alles, was ich dann noch brauche, ist ein toller Veranstaltungsort und ein toller Gast. Das sind die »Must-haves«. Alles andere ist »nice to have«.
Was würdest du sagen, wie groß sollte ein Podcast sein, damit sich Live-Events lohnen?
Ich habe zwar meine Community in Berlin, aber ich bin keine bekannte Influencerin. Und dann ist mein Podcast auch eher nischig und noch relativ neu. Ich mache das als Nebenjob. Deswegen habe ich mich auch gefragt, ob ich sowas machen kann oder darf. Weil ich immer dachte, man muss entweder ein richtig großes Ding machen oder bekannt sein. Aber die Sache ist: Die Leute kommen, wenn es eine tolle Veranstaltung, eine tolle Erfahrung ist. Es spielt keine Rolle, ob man Tausende Follower hat oder nicht. Die Leute sehen den Aufwand und wollen dabei sein, wenn der Eintrittspreis fair ist. Man bekommt einen ganzen Abend mit Networking, Geschenken, Getränken, Essen und und und. Über sowas denken die Leute manchmal nicht nach, wenn sie Veranstaltungen planen. Sie veranstalten dann eine Podiumsdiskussion, aber denken gar nicht über die Experience nach, die die Teilnehmenden haben wollen. Und dann wundern sie sich, warum niemand kommt. Alle wollen Spaß haben und etwas lernen.
Trotzdem würde ich sagen, dass die Marke »Women Authors of Achievement« schon ziemlich stark war, als ich mein erstes Event geplant habe. Vielleicht weil ich mit dem Podcast sehr konsequent war oder weil ich bereits bekannte Gäste hatte, die Teil der Community waren. Meine Hörer*innen haben dem Podcast schon vertraut. Ich musste die Leute also nicht mehr überzeugen, zu kommen.
Wie wirken sich die Live-Events auf deinen Podcast aus? Gibt es Leute, die dadurch zu deinem Podcast kommen oder umgekehrt?
Das ist immer gemischt – was ich sehr mag. Es kommen Hörer*innen, aber auch neue Leute, die zum Beispiel wegen der Location kommen. Die Locations teilen das oft auch mit ihrer Community. Es kommen vielleicht 30 bis 40 % neue Leute. Dadurch ist es eine wirklich schöne Mischung. Und dann kommt natürlich noch die Community des Gastes. Als ich einen Podcast mit der Schauspielerin Annabelle Mandeng gemacht habe, kamen ganz viele Fangirls, die unbedingt ihre Geschichte hören wollten.
Wie organisierst du deine Live-Podcasts? Du hast gesagt, dass es Locations gibt, die auf dich zukommen.
Ich habe bestimmt schon seit einem Jahr nicht mehr nach einer Location gesucht, weil ich die ganze Zeit angefragt werde – bis Ende des Jahres bin ich schon verplant. Das Interessante ist, dass fast alle davon neu sind. Ich weiß das wirklich zu schätzen, und es macht die Dinge sehr viel einfacher. Für mich ist ein Live-Podcast wie ein Gemälde, wie ein Kunstobjekt. Ich mag Kontraste. Manchmal mag ich es, Business-Leute in einem kreativen Raum zu empfangen. Ich betrachte das Ganze als ein Konzept und denke mir: Okay, das ist der Raum, gehen wir mehr in Richtung Berliner Underground? Wie sieht das aus? Oder gehen wir eher in eine klassische Richtung? Sollen wir uns alle verkleiden? Und dann frag ich mich: Welche Art von Gast passt dorthin? Aber das Wichtigste, worauf ich sehr viel Wert lege, ist die Kommunikation. Ich habe mit meinem Team einen Kommunikationsplan erstellt, um sicherzustellen, dass die Leute wirklich wissen, was sie am Ende bekommen. Das beugt Enttäuschungen vor.
Wie sieht dein Marketing für die Live-Podcasts aus?
Ich mache Posts auf LinkedIn, auf Instagram – das funktioniert am besten. Und ich sorge dafür, dass die Location und die Interview-Gäste es teilen. Manchmal erstelle ich auch eine Veranstaltung auf LinkedIn. Manchmal schreibe ich Leute direkt an, wenn ich das Gefühl habe, dass das Event zu ihnen passt, aber sie es vielleicht einfach nicht mitbekommen haben. Und wir haben auch einen Newsletter. Es geht darum, sicherzustellen, dass alle Kanäle aktiv sind. Und da bei jeder Veranstaltung 40, 60, 80 Leute Platz haben, muss ich keine 1000 Leute zusammentrommeln oder verrückte Werbung machen. Es ist eigentlich immer ziemlich schnell ausgebucht.
Wie finanzierst du das alles?
Durch die Ticketverkäufe. Das deckt die Kosten – und es sorgt auch dafür, dass die Leute wirklich kommen. Meistens kostet der Eintritt 25 Euro. Für das, was man bekommt, finde ich es sehr, sehr fair. Ich habe das Glück, dass die Locations meistens keine Miete wollen – sie bekommen als Gegenleistung Promo von mir und dem Gast. Witzigerweise habe ich jetzt sogar PR-Agenturen, die mit Talents arbeiten, die sich bei mir melden und ihr Talent vorstellen. Das passt nicht immer, aber ich behalte sie im Hinterkopf. Und das heißt ja auch, dass die Agenturen vielleicht mal bei etwas anderem mit mir zusammenarbeiten würden.
Bei vielen deiner Live-Podcasts gibt es Goodie Bags mit Beauty- und Lifestyle-Produkten. Wie ist die Zusammenarbeit mit Sponsoren gestartet?
Das war ziemlich organisch, ich glaube, ich habe damit dieses Jahr angefangen. Es gibt wirklich coole Agenturen, die mit verschiedenen Marken zusammenarbeiten. Und diese Marken wollen eine bestimmte Zielgruppe ansprechen. Manchmal ist das genau die Zielgruppe, die ich mit meinem Podcast, oder die meine Interview-Gäste ansprechen. Meine Community ist zwar nicht groß, aber sehr engagiert.
Manchmal arbeite ich bei einem Event auch direkt mit anderen Marken zusammen, zum Beispiel in Hamburg mit White Label Project, die in der Location einen kleinen Pop Up-Store aufgebaut haben, in dem die Hörer*innen vor und nach der Aufnahme einkaufen konnten. Und die Sponsoren sind auch nicht immer für die Goodie Bags, manchmal sind es auch Getränke- oder Food-Marken, die dann das Catering stellen.
Am Anfang, als die Leute noch nicht auf dich zugekommen sind, um Gast in deinem Podcast zu werden – wie hast du die Leute angesprochen?
Das ist eine weitere Sache, die ich in meinem Fall als großes Glück bezeichnen würde. Ich bringe bald meine 100. Folge heraus und ich erinnere mich nur an zwei Absagen. Wenn ich einen Gast wirklich will, bekomme ich ihn meistens auch. Ich hatte mal eine Folge mit Kathrin Anselm, sie ist die Geschäftsführerin von Airbnb in Europa, und meinte: »Daria, du warst so hartnäckig, dass ich einfach nachgegeben habe. Ich dachte mir: Es gibt einen Grund, warum sie mich im Podcast haben will.« Wenn ich eine Person mag oder sehe, dass sie zu mir passt, dann lasse ich mich nicht von einem ersten Nein entmutigen. Ich sehe das ja selbst, wenn mir Leute auf LinkedIn schreiben und mich bitten, ein Gast zu sein – aber sie schreiben mir nur einmal. Und vielleicht habe ich vergessen zu antworten. Sie schreiben nie wieder, und ich schreibe nie zurück.
Was ist für die Zukunft von WAA geplant?
Zu meiner 100. Folge würde ich gerne eine Party veranstalten. Vielleicht auch ohne Live-Podcast. Meine Community hat so aufmerksam zugehört – lasst uns jetzt einfach tanzen!
Liebe Daria, vielen Dank für deine spannenden Insights! ❤️ Hier geht’s zum Podcast »Women Authors of Achievement« (übrigens auch ein super Beispiel für eine Podcast-Website) und zum Instagram-Kanal.
Am 22. und 23.November 2024 findet zum ersten Mal die So Many Voices statt, eine Konferenz von Podcaster*innen für Podcaster*innen. An diesen beiden Tagen könnt ihr euch in über 20 Sessions fortbilden, austauschen und Zukunftsthemen diskutieren. Es sprechen Menschen aus Produktionsfirmen wie hauseins, ACB Stories, Pool Artists, Kugel & Niere, aber auch aus Medienhäusern wie dem Bayerischen Rundfunk und der Süddeutschen Zeitung sowie viele freie Journalist*innen und Podcaster*innen. Es geht um Themen wie Erzählen mit Musik, große Recherchen, Storyboards, dem Einsatz von KI, Tricks fürs freie Moderieren – und um ethische Fragen rund ums Podcasting. Ein Schwerpunkt der Konferenz werden faire Bezahlung und anständige Arbeitsbedingungen sein. Die Konferenz wird von hauseins organisiert und vom MedienNetzwerk Bayern und dem Bayerischen Rundfunk unterstützt.
Tickets unter somanyvoices.de/tickets
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