Warum eine Podcast-Website so wichtig ist – auch für deine Gäste
Victoria Weber betreibt »Creatorway«, einen der besten Podcasts für die Creator Economy. Im Interview verrät sie ihr Erfolgsgeheimnis: ein Mix aus SEO, Newsletter, Gästemanagement und viel Disziplin.
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Den Podcast »Creatorway« von Victoria Weber gibt es fast genauso lang wie meinen eigenen – zwei Jahre. Trotzdem hat Victoria dreimal so viele Folgen veröffentlicht wie ich. Und als ich selbst vor ein paar Monaten zu Gast sein durfte bei »Creatorway«, war ich begeistert, wie viel Material ich zur Veröffentlichung bekommen hab, das ich easy auf Social Media teilen konnte. Wie schafft Victoria das alles? Das wollte ich wissen – also habe ich sie einfach gefragt.
Als Webdesignerin verrät Victoria wertvolle Tipps für Podcast-Websites. Einer ihrer Wachstumshebel ist nämlich SEO. Und das nicht nur klassisch als Podcast-SEO in Titeln, Shownotes etc. sondern auch auf Landingpages optimiert für Google.
Außerdem sprechen wir darüber, wie Victoria es sich leisten kann, ein Team für »Creatorway« zu haben, was es bringt, einen Newsletter zum Podcast zu haben – und wie man so wahnsinnig diszipliniert wird wie sie.
Interview mit Victoria Weber von »Creatorway«
Wie bist du dazu gekommen, einen Podcast zu machen?
Ich wollte schon seit vielen Jahren einen Podcast starten – hatte aber nie die Ressourcen dazu. Ich weiß, wie viel Arbeit dahinter steckt, mit Schnitt und allem. Also habe ich lange gewartet, bis ich es mir leisten konnte, dass jemand anderes den Schnitt und so was übernimmt. Weil ich wusste: Wenn ich's machen will, dann richtig. Und richtig machen bedeutet für mich aktuell: zwei Folgen pro Woche. Aber ich würde es niemals im Leben schaffen, SELBST zwei Folgen pro Woche aufzunehmen, zu schneiden, mit Grafiken zu versehen, Kurzvideos zu machen, auf LinkedIn zu posten … Deswegen habe ich gewartet, bis meine anderen Businesses den Podcast und die damit verbundenen Kosten tragen können.
Was für eine Bedeutung hat dein Newsletter für deinen Podcast?
Erstaunlicherweise eine kleinere, als ich dachte. Für die, die den Podcast schon hören, ist es eine ganz gute Erinnerung – und ich versuche die Folge immer so anzuteasern, dass es auch neue Leute anspricht. Aber tatsächlich klicken gar nicht so viele Leute auf diese Podcast-Teaser, wie ich dachte. Wir holen sehr viele Leute dadurch, dass sie eine für sich interessante Folge finden und dann hören sie weiter. Das heißt, dieser Erstkontakt mit dem Podcast ist extrem wichtig und da muss man richtig, richtig viel machen, vor allem auch für Nicht-Podcast-Hörer. Die, die den Podcast schon hören, hören sich eher was an.
Wie wichtig ist eine Website für einen Podcast?
Für uns ist es tatsächlich sehr wichtig, weil wir die Website für Google optimieren. Das heißt, wir haben teilweise Folgen, die nur durch SEO wachsen. Das funktioniert aber nicht bei jeder Folge – wir haben ja zwei pro Woche. Es gibt Themen, wo wir schon wissen, dass sie viel gesucht werden, da bauen wir dann ganze Artikel um die Folge rum.
Transkript, Links zu Apple Podcasts, Spotify und den anderen Playern – das ist besser als nichts. Damit Google weiß: Das ist ein Beitrag über dieses Thema.
Hast du Tipps für Leute, die SEO angehen wollen?
Die einfachste Methode ist – und das kann ja inzwischen jedes mittlere AI-Tool – dass man sich einfach mal die Folge transkribieren lässt und daraus einen Blogpost macht. Transkript, Links zu Apple Podcasts, Spotify und den anderen Playern – das ist besser als nichts. Damit Google weiß: Das ist ein Beitrag über dieses Thema. Richtig optimiert ist das dann noch nicht, aber dann ist immerhin schon mal etwas da. Wenn man es »richtig« angehen will, baut man um die Podcastfolge noch einen komplett für Google optimierten Artikel drumherum. Das ist aber natürlich eine Zeitfrage.
Zusätzlich ist es auch noch sehr cool, weil die Gäste in deinem Podcast das viel mehr teilen, wenn sie einen ordentlichen Link haben. Wenn meine Gäste einen Link bekommen, ist auf der Seite zu ihrer Folge alles drauf: ein YouTube-Video, eine Grafik, das Transkript, alle Links. Wenn man das kann, würde ich die Zeit investieren. Und wenn man richtig viel Zeit investieren will, könnte man auch noch Playlists anlegen mit Folgen zu bestimmten Themen. Das wollen wir demnächst auch anfangen.
Ich war ja selbst bei dir im Podcast zu Gast und muss sagen: Ich bin beeindruckt, wie krass professionell ihr das mit den Assets macht. Ich hab einen Ordner geschickt bekommen mit verschiedenen Grafiken, Kurzvideos mit Untertiteln …
Selbst da sind wir noch so bei gefühlt 5 % dessen, was wir eigentlich vorhaben. Aber ja, wenn man schon Interviews macht, dann sollte man natürlich auch die Reichweite der Gäste nutzen und es ihnen so einfach wie möglich machen, die Folge zu teilen. Auch bei mir ist es so: Wenn ich irgendwo im Podcast war und ich habe nichts bekommen – dann muss ich mich erstmal an das Gespräch erinnern können. Und ich muss auch alles selber machen. Ich muss mir eine Grafik bauen, ich muss überlegen, worum es ging. Im besten Fall würden wir den Leuten sogar noch Texte vorschreiben, die sie einfach kopieren können, wenn sie wollen. Das wäre der nächste Schritt.
Was war oder ist der wichtigste Wachstumshebel für deinen Podcast?
LinkedIn funktioniert erstaunlich gut. Außerdem haben wir eine Zeit lang Anzeigen geschaltet, also direkt zu einzelnen Podcastfolgen – das machen wir demnächst auch wieder. Der Entdeckungsfaktor durch Leute, die interviewt werden, ist auch nicht zu unterschätzen. Wobei wir da sehr wenige Ausreißer haben. Wir hatten jetzt ab und zu mal so einen Tag, an dem 1000 Downloads außerhalb des normalen Tagesdurchschnitts dazu gekommen sind. Aber das meiste Wachstum ist dieses ganz langsame, jeden Tag ein bisschen. Im Prinzip eher eine lineare Kurve, wenn man etwas rauszoomt – auch hier mit Ausnahmen. Das ist halt mega anstrengend, aber gleichzeitig glaube ich, das ist das Geheimnis bei Podcasts: liefern und liefern und liefern. Und dann wächst das Ding.
Welche Tipps hast du für Leute, die sich selbst als Gast in einem Podcast pitchen? Du bekommst ja selber auch viele Pitches von Leuten, die in deinen Podcast kommen wollen.
Dazu habe ich mal eine ganze Folge aufgenommen. Und ich habe eine komplette Pitchvorlage geschrieben. Die Leute schreiben halt echt oft schlechte Pitches. Man muss sich immer vor Augen halten, dass der Podcast-Host etwas will. Die Leute schreiben uns teilweise: »Ich mache das und ich will das und ich möchte neue Leute erreichen. Und ich bin so toll und guck mal, was ich alles schon gemacht habe.« Das machen gefühlt 80 bis 90 % der Leute so. Und dann denke ich mir so: Aber warum sollte ich diese Person jetzt einladen? Wenn ich das Gefühl habe, dass jemand nur in meinen Podcast kommen will, um eine Stunde lang Werbung für sich selbst zu machen, dann sage ich direkt ab. Es geht darum, den Leuten was zu bieten – die wollen ja Tipps für ihr Creator Business.
Ich hab mich über die Jahre ein bisschen darauf trainiert, dass »Output generieren« bei mir schon Dopamin auslöst.
Unsere Podcasts sind ungefähr gleich alt – aber du hast dreimal so viele Folgen veröffentlicht wie ich. Wie schaffst du es, so diszipliniert zu bleiben?
Ich war schon immer sehr selbstdiszipliniert. Ich habe recht streng gesagt: Dienstags und donnerstags kommt eine Folge raus, egal was passiert. Das gleiche hatte ich 2019 für mein eigenes Creator Business zum Thema Webdesign mit SEO gemacht. Ich habe eine lange Zeit jede Woche zwei Blogartikel geschrieben und einen Newsletter. Das war voll anstrengend und erst ist sehr wenig passiert ... Und dann irgendwann verändert sich was – aber nicht plötzlich. Die schiere Masse dessen, was man alles über die Jahre geliefert hat, nimmt irgendwann Überhand und man merkt: Jetzt ergibt es Sinn.
Dieses große Loch zwischen Output und Dopamin-Ausschüttung ist groß und es fällt vielen nicht leicht, das auszuhalten. Ich hab mich über die Jahre ein bisschen darauf trainiert, dass »Output generieren« bei mir schon Dopamin auslöst. Ich freu mich einfach, wenn eine neue Folge raus ist. Ob die jetzt gut ist oder schlecht oder viel gehört wird, ist für mich inzwischen komplett abgekoppelt. Auf die Zahlen habe ich eh keinen Einfluss. Wichtig ist das, was ich beeinflussen kann. Ich hangele mich also an dem entlang, was ich reingeben kann – was dann rauskommt, ist Sahne.
Wie finanziert sich dein Podcast? Du hast erzählt, dass dich zwei Leute dabei unterstützen – die müssen ja bezahlt werden.
Aktuell ist mein Podcast ein Aufbauprojekt. Ich habe drei hauptsächliche Businesses: Erstens »Creatorway«, was nicht nur der Podcast ist, sondern quasi eine Plattform für Creators mit Newsletter und allem. Dann habe ich zweitens meine Webdesign-Agentur namens Everyblue und drittens mein Creator-Business, also Online Education im Bereich Webdesign unter meinem eigenen Namen, wo ich auch Kurse anbiete. Die letzteren beiden finanzieren gerade »Creatorway« – obwohl das jetzt auch langsam anfängt, Geld zu verdienen. Wir hatten gerade unsere zweite Online-Konferenz. Die war das letzte Jahr das erste »Creatorway«-Produkt. Aber ich bekomme auch Anfragen für meine anderen Businesses durch den Podcast. Es ist auch bewusst so von mir gemacht, dass der Podcast jetzt erstmal relativ werbefrei ist und ich nicht ständig meine eigenen Services anpreise. Ich bin froh, dass sich der Podcast nicht direkt refinanzieren muss, sonst wäre ich viel unfreier in meinem Content gewesen.
Nach unserem Interview hat Victoria mir noch einen kleinen Einblick in ihre Zahlen gegeben, den ich sehr spannend finde: Am 26. September hatte »Creatorway« 150 Bewertungen. In die Folgen hat Victoria einen Call-to-Action eingebaut, der die Hörer*innen daran erinnert, den Podcast auf Spotify zu bewerten. Nach 3000 Downloads bei Spotify, gab es »nur« 25 neue Bewertungen.
Das zeigt, wie mühsam es ist, Podcast-Bewertungen bei Spotify zu bekommen. Wahrscheinlich auch, weil die Funktion mittlerweile total versteckt ist – was soll das, Spotify?! (Tipp: Victoria erklärt deswegen im Call-to-Action immer genau, wie die Hörer*innen bewerten können.)
Hier geht’s zum Podcast »Creatorway«, dem Newsletter und zum Instagram-Kanal.
Wiedergaben der letzten Folge: es gab keine neue Folge
Gesamtwiedergaben: 6.863 (alter Hoster) + 44.176 (Acast) ⇧ +1.603
Größe des Publikums in den letzten 7 Tagen: 120 ⇩ -26
Follower*innen auf Spotify: 922 ⇧ +1
Follower*innen auf Apple Podcasts: 200 ⇩ -2
Werbeeinnahmen durch Ads bisher im Januar: 0,01 € ⇨ 0
Follower*innen auf Instagram: 295 ⇨ 0
Follower*innen auf TikTok: 34 ⇧ +1
*Disclaimer: Mein Podcast ist gerade in einer Winterpause.
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Danke für diesen informativen Input!