Wir müssen nochmal über Video-Podcasts sprechen ...
Das Thema lässt nicht nur mich nicht mehr los – alle schreiben und sprechen darüber.
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Ich weiß auch nicht. Ich hab in den letzten Tagen so viele Artikel gelesen, Videos geschaut und Podcasts gehört, in denen es um Video-Podcasts geht (angeheizt von den Entwicklungen bei Spotify) – und ich weiß immer noch nicht, was ich davon halten soll. Der Tweet oben (nennt man das noch so?) von El Hotzo hat wahrscheinlich nicht nur bei mir einen Nerv getroffen. Man kommt an Video einfach nicht mehr vorbei, ob wann will oder nicht. Laut eigenen Aussagen hostet Spotify mittlerweile mehr als 300.000 Video-Podcasts, im Juni 2023 waren es noch 100.000.
»Wenn du deinen Podcast nicht mit Video aufnimmst, hast du einen wirklich großen Wettbewerbsnachteil.« Das sagt Steven Bartlett, Unternehmer und Host von »The Diary of a CEO«, einer der erfolgreichsten Podcasts der Welt. Er wurde auf der diesjährigen Podcast Movement interviewt, das Interview kann man jetzt im »Podcast Business Journal« nachlesen. Seiner Meinung nach sollte man nicht nur mitfilmen, um einen Video-Podcast zu machen, sondern auch für die Kurzclips auf Social Media – oder wie er sie nennt »Eingangstüren zu deinem Podcast«. Schafft man es, 10 Clips aus einer einstündigen Folge zu schneiden, hat man 10 Chancen, dass potenzielle neue Hörer*innen eintreten.
»Was für uns wirklich alles verändert hat, war, als wir angefangen haben, konstant zu veröffentlichen und den Podcast mit Video aufzunehmen«, erzählt Steven Bartlett weiter. Drei Jahre lang hat er nur mit Audio und nicht regelmäßig gepodcastet, über 1.000 Hörer*innen pro Monat ist er nicht gekommen. Heute sind es 40 Millionen. Was ihm dabei geholfen habe, sei, den Podcast als Show zu betrachten – wie bei Netflix, YouTube oder im TV.
Ähnlicher Meinung ist Max Cutler, ehemaliger VP, Head of Talk Creator Content & Partnerships bei Spotify. Er schreibt auf LinkedIn: »Adapt or Get Left Behind: The Future of Podcasting Is Multi-Platform«. Genauer gesagt: »Die Zukunft liegt in Shows – Formate, die über ein einzelnes Medium hinausgehen und sich nahtlos über mehrere Plattformen erstrecken, um die Leute dort zu erreichen, wo sie sich aufhalten.«
Seiner Meinung nach ist nicht die Frage, ob Podcasts jetzt Mainstream sind oder nicht (sind wie natürlich), sondern: Was definiert einen Podcast jetzt und in Zukunft? Und dabei sei eines sicher: So, wie wir Podcasts in der Vergangenheit konsumiert haben, bestimmt nicht, wie wir es in Zukunft tun werden.
»Die beiden größten Podcast-Plattformen, YouTube und Spotify, die etwa 60 % der wöchentlichen Podcast-Hörer*innen ausmachen, haben eines deutlich gemacht: Sie glauben, dass Video die Zukunft des Podcasting ist«, schreibt er. »Es ist wichtig, sich schnell daran anzupassen und da liegt die Herausforderung: Die meisten Podcast-Unternehmen wurden nicht auf Video aufgebaut, so wie auch die meisten Podcasts nicht.« Deswegen hätten YouTuber*innen in den letzten Jahren auch das Podcasting dominiert – sie hatten einen Wettbewerbsvorteil.
Und dann war Spotify-Chef Daniel Ek noch zu Gast im (Video-)Podcast »The Colin and Samir Show« – natürlich ging es um die neuen Pläne von Spotify. Dort hat er allerdings nichts erzählt, das ich nicht schon irgendwo gelesen hab. Spannender war die Unterhaltung der beiden Hosts im Anschluss ohne Daniel Ek. Es ging viel um die Unterschiede zwischen YouTube und Spotify.
YouTubes Geschäftsmodell basiert zum Großteil auf Werbung, bei Spotify sind es Premium-Abos. Und auch die Herangehensweisen beim Content sind unterschiedlich. YouTube setzt auf Discovery, darauf, dass User*innen ständig neuen Content entdecken. »In dem Moment, in dem ich YouTube öffne, suche ich nach dem in dem Moment bestmöglichen Video. Es ist mir egal, ob es von vor vier Tagen oder von vor zwei Jahren ist«, sagt Host Colin Rosenblum. »Aber wenn ich Spotify öffne, suche ich meistens nicht nach einer Episode von vor Jahren. Und ich glaube, deshalb geht es dort mehr um Zuverlässigkeit.«
Das hatte auch Daniel Ek erzählt. Spotify hat einen Algorithmus, aber es wird auch viel mit redaktioneller Auswahl gearbeitet. Auf Spotify kommen die Leute z.B. zu einem bestimmten Tag, weil da eine neue Folge ihres Lieblingspodcasts erscheint – sie suchen etwas, das sie kennen. »Spotify ist mehr wie Netflix als YouTube«, entgegnet Samir Chaudry. Netflix und Spotify sagen einem, welche Shows wichtig sind. Der Unterschied: Jeder kann auf Spotify hochladen. Diesen Gedanken fand ich sehr spannend.
Aber das Interview mit Daniel Ek hat mir nochmal klargemacht, dass Spotifys Geschäftsmodell eben auf Subscriptions basiert – nicht auf Werbung. Baut man sein ganzes Podcast-Business also auf Werbung auf, ist man darauf angewiesen, dass Spotify diese weiterhin duldet.
Ich nerve vielleicht, aber hast du schon an meiner kleinen Umfrage teilgenommen? Dauert nur 5 Minuten – und du würdest mir eine wahnsinnige Freude machen. DANKE! ❤️
Mein Fazit: Vielleicht ist es also doch gar nicht so dumm, seinen Podcast als Show zu sehen. Klar, das ist nicht für jede*n die Lösung. Aber wenn man heutzutage noch richtig groß werden will, vielleicht schon. Man muss sich einfach überlegen: Was will ich mit meinem Podcast erreichen? Reichen mir ein paar hundert, ein paar tausend Hörer*innen? Ist mein Produktionsaufwand so groß, dass ich mehr Geld damit verdienen muss? Welche Geschäftsmodelle kann ich außerhalb davon aufbauen? Vielleicht bin ich auch ein bisschen delulu (sagt man das heute noch?), aber ich träume dann doch irgendwie von einem kleinen Podcast-Imperium, haha. 🙈
Wer noch mehr zum Thema Video-Podcasts lesen / lernen will:
Sounds Profitable hat eine neue Studie mit dem Namen »Video’s Rise in Podcasting« veröffentlicht. Dabei wurden vor allem zwei Gruppen miteinander verglichen: die, die ihre Podcasts hauptsächlich als Audio konsumieren (genannt »Audio Primes«), und die, die ihre Podcasts hauptsächlich als Video konsumieren (genannt »Video Primes«). Was überrascht: Beide Gruppen finden neue Podcasts hauptsächlich auf YouTube.
Edison Research: »YouTube is the Preferred Podcast Listening Service«
Am 12. Dezember findet ein Q&A mit YouTubes Global Head of Podcasting und dem Product Lead Podcasts statt.
DWNLOAD Media: »Spotify’s Big Bet on Video Podcasts: Win for the Podcast Industry or Just Hype?«
Und wenn ihr mehr Lust auf mehr von mir habt: Ich war zu Gast bei Su Holder in »Übers Podcasten« – verkatert muss man dazu sagen, haha.
Wiedergaben der letzten Folge: 382 ⇩ -19
Gesamtwiedergaben: 6.863 (alter Hoster) + 41.784 (Acast) ⇧ +649
Größe des Publikums in den letzten 7 Tagen: 479
Follower*innen auf Spotify: 893 ⇧ +2
Follower*innen auf Apple Podcasts: 200 ⇨ 0
Werbeeinnahmen durch Ads in den letzten 7 Tagen: 0,16 € ⇩ -3,95€
Follower*innen auf Instagram: 284 ⇧ +6
Follower*innen auf TikTok: 32 ⇨ 0
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Das Thema Video treibt mich auch um. Ich habe aber weiterhin das Gefühl, dass vor allem die Plattformen dieses Thema pushen und der Wunsch nicht unbedingt von den Zuhörenden kommt. Es gibt ja auch weiterhin viele erfolgreiche Shows, die ohne Video funktionieren. Ich bin sehr davon überzeugt, dass die Zukunft hybrid ist und es auf die Nutzungssituation und User-Vorlieben ankommt.
Hab überhaupt nicht gescheckt, dass du mich empfohlen hast, obwohl mir sogar eine neue Abonnentin explizit gesagt hat, dass sie von Beifahrersitz kommt 🫠 Vielen Dank jedenfalls, freu mich sehr!