Hat dein Podcast den richtigen ✨vibe✨?
Der größte Erfolgsfaktor für einen Podcast ist etwas, das man nicht richtig greifen kann – ich versuche es trotzdem.
Das hier ist BEIFAHRERSITZ, ein Newsletter darüber, wie es wirklich ist, einen eigenen Podcast zu machen. Spoiler: sehr holprig. Ihr wollt mitfahren? Dann einfach hier kostenlos einsteigen:
Wie schreibt man einen Newsletter übers Podcasten, wenn man gerade gar nicht podcastet? Wie ich vor zwei Wochen schon erzählt hab, befindet sich mein Podcast »SIND WIR ENDLICH DA?« gerade in so einer Art Winterschlaf. Hinter den Kulissen wird aber fleißig gewerkelt. (Wenn auch nicht so effizient, wie ich es gerne hätte – aber vielleicht ist mein Gehirn auch gerade in einer Art Winterschlaf. Beim aktuellen Weltgeschehen kein Wunder, dass es sehr langsam arbeitet. Alles brennt.) Mit werkeln meine ich, dass ich gerade mein Podcast-Branding und -Konzept überarbeite. Ich hab das Gefühl, meinem Podcast fehlt das gewisse Etwas. Oder wie man heute eher sagen würde: der ✨vibe✨.
Über das Wort bin ich die letzten Wochen öfter gestoßen, als ich nach Inspiration und Best Practices in der Podcastwelt gesucht habe. Das erste Mal im Newsletter »Pod the North«, in dem es um den brain rot und Branded Podcasts ging. Diese »Hirnfäule« bezeichnet den mentalen Zustand, der sich irgendwann einstellt, wenn man übermäßig viel Content konsumiert (brain rot ist übrigens Oxford Wort des Jahres 2024 geworden). In dem Zusammenhang verweist Autorin Kattie Laur auf ein TikTok von Markenstratege Eugene Healey, in dem er erklärt, dass Brands heute keine Story mehr erzählen, sondern einen ✨vibe✨ erschaffen müssen. Auf Social Media gibt es keine Zeit für ausgiebiges Storytelling – innerhalb von Sekunden entscheidet sich, ob dein ✨vibe✨ den User*innen gefällt oder nicht.
Ja, die Stärke von Podcasts sind, dass sie im Gegensatz zu TikTok und Co. so lange und intensiv konsumiert werden. Aber beobachtet mal euer Verhalten, wenn ihr einen neuen Podcast entdeckt: Der Name, das Cover, die Folgentitel und die ersten Minuten sind auch da entscheidend, ob wir reinhören oder nicht. Es gibt auch Podcasts, die ich nur der Infos willen höre, auch wenn der ✨vibe✨ nicht so richtig da ist – aber das sind dann auch keine Podcasts, die ich meinen Freund*innen weiterempfehle. (Und wir wissen ja, wie wichtig Mundpropaganda bei der Reichweite ist.) Wir kennen doch alle diese Podcasts, bei denen wir auch nicht genau wissen, was es ist. Sie fühlen sich einfach nach Zuhause an oder sowas. 🥰
Letzte Woche bin ich auf das Wort dann nochmal gestoßen. Tanner Campbell, Host des Erfolgspodcasts »Practical Stoicism« erzählt bei Podnews, »How I Sold My Podcast by Accident«. Damit meint er nicht, dass er einen Vertrag nicht richtig gelesen und seinen Podcast versehentlich an eine andere Firma verkauft hat. Nein, er ist einen Deal eingegangen und hat dadurch seinen ✨vibe✨ verloren.
»Es wird immer viel darüber gesprochen, welche Kriterien ein Podcast erfüllen muss, um erfolgreich zu sein. Aber das einzige Kriterium, das er unbedingt erfüllen muss, ist das einzige, das er nicht selbst erfüllen kann«, schreibt Campbell. »Entscheidend ist nicht, wie teuer die Produktion oder wie gut die Audioqualität ist. Es ist nicht mal der Inhalt oder die Expertise. Es ist etwas, das man nicht greifen kann – sowas wie ein ✨vibe✨.« Entweder man hat ihn, oder eben nicht. »Practical Stoicism« hatte ihn. Ein halbes Jahr nach seinem Start hatte der Podcast über 100.000 Downloads pro Monat, ein paar Monate später 300.000. »Ich habe es einfach, günstig und ehrlich gehalten«, schreibt Campell.
Dann kam besagter Deal mit einem Podcast-Netzwerk, ein Co-Host kam dazu, er hat nicht ✨gevibed✨, es ist unschön auseinander gegangen und zwei Jahre später hatte »Practical Stoicism« 50% seiner monatlichen Downloads verloren. »Ich war als Vollzeit-Podcaster so sehr mit dem Business beschäftigt, dass ich irgendwie roboterhaft wurde und mich von dem entfernt hab, was eigentlich meine Aufgabe war: Für meine Hörer*innen da zu sein, die mit meinem Podcast ihr eigenes Leben verbessern wollten.« Er hatte seinen ✨vibe✨ verloren. (Spoiler: Als Campbell back to the roots gegangen ist, ist wieder gekommen – aber lest selbst.)
Seitdem geht mir das Wort nicht mehr aus dem Kopf. Ich denke ständig darauf rum, was für einen ✨vibe✨ mein Podcast eigentlich versprühen soll und wie ich das am besten hinkriege. Tanner Campbell hat mir da schon in eine gute Richtung gezeigt. Er schreibt ja: »Ich habe es einfach, günstig und ehrlich gehalten.« Wenn ich mir meinen Podcast so anschaue, dann ist er vor allem eins: ziemlich verkopft. 🙃
Dabei steht das Podcast-Jahr 2025 ganz unter dem Motto »Authentizität > Perfektion«, meint zumindest Podcast-Expertin Courtney Kocak in ihrer Vorhersage. »Es war eine Herausforderung für mich, diesen Trend anzunehmen, aber die Unverfälschtheit von TikTok schwappt auf die Erwartungen an Podcasts über«, schreibt sie. »Die Hörer*innen sind offener für echte, glaubwürdige Stimmen als für hochglanzpolierte Produktionen.« In ihrem eigenen Podcast möchte sie selbst deswegen mit Mini-Episoden experimentieren, die sie einfach mit dem Smartphone aufnimmt. (Etwas, über das ich auch nachdenke.)
Trotzdem gilt auch in diesem Jahr »Qualität über Quantität«, findet Annalise Nielsen von Pacific Content. So lautet zumindest einer ihrer gewünschten Podcast-Vorsätze für 2025. »Konzentriert euch in diesem Jahr darauf, wirklich GUTE Inhalte zu erstellen, anstatt ständig neue Episoden zu produzieren. Ein Podcast, der gut durchdacht, kreativ konzipiert und gut produziert ist, wird mehr Erfolg haben als ein Podcast, der jede Woche neue Inhalte produziert, nur um auf dem Laufenden zu bleiben.« Wir sollten nicht Content raushauen, nur damit wir was raushauen. (Gleiches gilt übrigens auch auf Social Media.) Wer nichts zu sagen hat, hat nichts zu sagen. Und das kann ja auch Druck rausnehmen.
Ich nehme mir auch gerade Druck raus. Ich bin mir ganz sicher, dass ich bald ein Podcast-Konzept finde, das mir die Leichtigkeit beim Podcasten zurückbringt. Und hoffentlich finde ich dann auch meinen ganz eigenen ✨vibe✨. (Ihr werdet hier als erste davon erfahren!)
Zum Schluss noch eine kleine News: Ausgerechnet in meiner Winterpause hat es mein Podcast endlich geschafft, die magische 100-Dollar-Schwelle zu erreichen! 🥳 Das heißt, ich hab mit Werbung in meinem Podcast nun 100 Dollar verdient und kann mir das Geld das erste Mal auszahlen lassen. Mal zur Einordnung: Das hat jetzt ein Jahr gedauert. Als kleiner Podcast nimmt man halt meist nur ein paar Cent pro Woche ein. Aber: $107,43 (umgerechnet €103,46) haben oder nicht haben! 😄
Wiedergaben der letzten Folge: es gab keine neue Folge
Gesamtwiedergaben: 6.863 (alter Hoster) + 44.359 (Acast) ⇧ +183
Größe des Publikums in den letzten 7 Tagen: 98 ⇩ -22
Follower*innen auf Spotify: 925 ⇧ +3
Follower*innen auf Apple Podcasts: 199 ⇩ -1
Werbeeinnahmen durch Ads bisher im Januar: 0,01 € ⇨ 0
Follower*innen auf Instagram: 295 ⇨ 0
Follower*innen auf TikTok: 34 ⇨ 0
*Disclaimer: Mein Podcast ist gerade in einer Winterpause.
🤝 Sport Social Podcast Network und Wake Word gehen eine Partnerschaft ein, um mit deutschen Sportinstitutionen und Rechteinhaber*innen Podcasts zu produzieren.
📊 Sounds Profitable hat den Report »The Business Podcast Consumer« veröffentlicht: Wer hört Business-Podcasts? Wie werden sie gehört? Und warum?
🎥 YouTube-Shorts dürfen jetzt bis zu drei Minuten lang sein.
🙏 Wil Williams vom Newsletter »Podcast Marketing Magic« hat einen wichtigen Reminder für uns: »There's No Such Thing As a Podcast Emergency«. Amen!
📍 Nürnberg aufgepasst: Die Event-Reihe »Podcast-Brause« geht wieder los! Am 5. Februar um 19 Uhr im Club Stereo mit drei Live-Podcasts. Eintritt frei, Anmeldung hier.
📍 Am 5. Februar erklärt ein Webinar »Why Ad-Free is Lazy: The Case for Podcast Ads«, organisiert von Sounds Profitable und Right Side Up.
📣 Tamedia sucht eine*n Podcast-Produzent*in in Teilzeit, hybrid, ab dem 1. April.
📣 Seven.One Audio sucht eine*n Junior Sales Manager*in.
📣 Der Falter sucht eine*n Audiovisual Producer*in für Video, Audio und Social Media.
Rea Garvey hat jetzt eine eigene Show: »The songs you picked for me« ist der erste Laber-Podcast mit unplugged Live-Musik. Mit seinen Gästen hört er Musik, quatscht und singt.
Tupperware ist pleite. Aber wer ist schuld? Friedrich Liechtenstein ermittelt in der True-Crime-Satire »Who Killed Tupper – Aufstieg und Fall einer Dose«.
»Sockenpuppenzoo« erzählt den Angriff durch Rechtsextreme auf Wikipedia, die Informationen und Diskurse unerkannt manipulieren wollten.
Trash-TV-Fans (wie ich) aufgepasst: Gina-Lisa Lohfink lädt in ihre »Gossip Garage« und laut der vier (!) Trailer soll der Name wirklich Programm sein.
Apropos Trash-TV: Bei »Watchparty« schauen selfiesandra und Marc Eggers das Dschungelcamp.
Spin-off Nr. 1: »Baby Got Business« lagert die »What the Social?!«-Folgen mit Carsta Maria Müller in einen eigenen Podcast-Feed aus.
Spin-off Nr. 2: »Apokalypse & Filterkaffee« hat jetzt einen »Presseclub mit Markus Feldenkirchen«.
Die Trailer der neusten Podcasts als Playlist zum Durchstöbern und Entdecken:
Ihr habt auch einen neuen Podcast? Schreibt an hallo@beifahrersitz.online.
Ich geh mal davon aus, dass du dich für Podcasting interessierst? Dann schau dich doch mal im Archiv von BEIFAHRERSITZ um. Zum Beispiel:
🔮 Podcast-Prognosen 2025: Was die deutsche Branche erwartet
📖 Dieses Buch sollten alle Podcaster*innen gelesen haben
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🎥 Video-Podcast: Einfach eine Kamera mitlaufen lassen? Ähm, ja ...